Guter Geschmack ist...

Geschmack ist Entscheidungsfähigkeit und Unterscheidungs- vermögen, ein Begriff der Moral, Philosophie, Kunst, Soziologie, ebenso wie des alltäglichen Lebens und ist nur innerhalb des jeweiligen Kulturkontextes zu bestimmen. Diese Fähigkeit wird erlernt und durch stetiges überprüfen und Anpassen immer mehr gefestigt, bis sich langsam ein individueller Geschmack formt. Ganz platt gesprochen ist Geschmack die Fähigkeit, das Schöne vom Hässlichen, das Gute vom Schlechten zu unterscheiden. Was aber, wenn es kein objektives "schön" gibt?

Im Volksmund existieren Wertungen wie "guter" oder "schlechter Geschmack". Eine solche Wertung beruht jedoch auf der etwas selbstverliebten Ansicht der eigene sei der einzig wahre Geschmack. 96% all jener, die finden, dass es guten und schlechten Geschmack gibt, halten auch ihren eigenen für gut.

Doch die Unterstellung von schlechtem Geschmack beruht auf den verschiedenen Blickwinkeln grundlegend verschiedener Menschen mit ebenso grundlegend verschiedenen Prägungen. Genau wie modern denkende Menschen Respekt vor dem Gegenüber zeigen und statt Andersartigkeit zu verurteilen die Vielfältigkeit schätzen, sollte man auch den Geschmack anderer akzeptieren. Folglich gibt es weder guten noch schlechten Geschmack, sondern nur individuellen und verschiedenen. Es lebe der Stilpluralismus!

Den "wirklich" guten Geschmack hat, wer ganz unbeirrt Dinge erkennt, die Wohlbehagen und Positives auslösen und dabei in der Lage ist ein differenziertes und ganz bewusstes Urteil zu treffen. Guter Geschmack ist dabei ein (moralisches) Ideal, nach dem wir streben. Er schützt so die Gesellschaft vor Tabubruch.

Hingegen ist schlechter Geschmack ein geringes Unterscheidungs- vermögen: Aus Mangel an Wissen, Motivation oder Wertehaltung wird ohne Maßstab wahllos geurteilt. Er ist eine "Egal-Einstellung", welche gesellschaftlich nicht zu vertreten ist und vor allem in der moralischen Dimension ein nicht zu verantwortendes Ausmaß annimmt.